Geschäftsführerin Alicia Lindner der Börlind GmbH trifft Sara Haug

Die Geschäftsführerin Alicia Lindner und die Bundestagskandidatin der Grünen Sara Haug – zwei Frauen mit einer starken Persönlichkeit fanden schnell viele gemeinsame Themen.

Bei dem Treffen von Sara Haug (25, Physikstudentin und Bundestagskandidatin von Bündnis 90/Die Grünen für Calw und Freudenstadt) mit Alicia Lindner (32, Geschäftsführerin des Naturkosmetikherstellers Börlind in Calw) am 28.6.2021 bekam die Politikerin einen Einblick in die regionale Wirtschaftsstruktur. Zudem diskutierten die beiden Frauen darüber, wie eng politische Entscheidungen mit geschäftlichen Wandlungsprozessen, aber auch mit persönlichen Lebensthemen, verknüpft sind.

Alicia Lindner lebt uns als Unternehmerin erfolgreich vor, dass sich Karriere und Familie nicht ausschließen. Die Enkelin der Börlind-Gründerin Annemarie Lindner ist für den nationalen und internationalen Vertrieb der renommierten Firma Börlind verantwortlich und leitet zudem die Finanzbuchhaltung und das Controlling. Gleichzeitig ist sie eine liebevolle Mutter und möchte ihren drei kleinen Kindern im Alter von 8 Monaten bis 3 Jahren eine optimale Betreuung bieten und ihren Entwicklungsbedürfnissen gerecht werden.

Auch Sara Haug widmet sich in ihrem Leben zwei verschiedenen Leidenschaften: Sie jongliert ein Studium und ihre politische Karriere. Sara Haug, die gerade ihr Physikstudium beendet, kandidiert für die Grünen und will das Bundestagsmandat für Calw erlangen. Aktuell arbeitet sie drei Tage für die Uni und drei Tage für den Wahlkampf, in dem sie derzeit besonders mit der Organisation und Durchführung der Termine im Wahlkreis beschäftigt ist. Dem hohen zeitlichen Aufwand steht ihr Wille gegenüber, möglichst viele Menschen, Unternehmen, Bürgermeister*innen und Organisationen persönlich kennen zu lernen und ihre Anliegen anzuhören. 

Da der erfolgreiche Naturkosmetikhersteller Börlind mit über 220 Beschäftigenden direkt in Calw zu den Vorzeigebetrieben der Region gehört, ist es kein Wunder, dass die angehende Politikerin einen Einblick in das Unternehmen gewinnen wollte. Die Börlind GmbH unterscheidet sich in einem essenziellen Punkt von anderen Unternehmen der Region: Jeher setzt sich das Unternehmen weit über das Mindestmaß hinaus für Umweltbelange ein. Seit 2012 ist das Unternehmen durch das CSE-Siegel zertifiziert. Um die Richtlinien von CSE (Certified Sustainable Economics) zu erfüllen, werden nicht nur die Produkte, sondern das gesamte Unternehmen auf dessen soziale und ökologische Grundhaltung geprüft und bestätigt. Außerdem hat sich das Unternehmen mit seiner Nachhaltigkeitsstrategie „Mission 2025“ vier große Nachhaltigkeitsziele vorgenommen. Bis 2025 möchte Börlind seine CO2-Emissionen auf 0 Tonnen CO2 reduzieren und sogar klimapositiv werden. Des Weiteren sollen Verpackungen durch die Verwendung von recycelfähigen, wiederverwendbaren Nachfüllverpackungen und Verpackungen aus 50 % recyceltem Kunststoff noch nachhaltiger gestaltet und soziale Projekte weiter ausgebaut werden.

Umweltschutz ist für Alicia Lindner nicht nur ein Schlagwort, sondern wird ganz konkret umgesetzt. So forscht Börlind mit dem Fraunhofer-Institut und dem Bundesministerium für Umwelt an der Entwicklung von Biotensiden. Tenside kommen in einigen Pflegemitteln vor, landen im Abwasser und können giftig für einige Tierarten sein. Bis 2025 soll daher die Umstellung von umweltschädlichen Tensiden auf Biotenside gelingen. Außerdem setzt sich das Unternehmen bereits seit mehreren Jahren für eine umwelt- und sozialverträgliche Herstellung von Palmöl ein, bei der keine Wälder gerodet und die Rechte der Bauern und Bevölkerung geachtet werden. Bis 2025 möchte Börlind den Einsatz von nachhaltigen Palmölderivaten von aktuell über 70% auf 100% erhöhen.

Auch in allen anderen Bereichen des Unternehmens arbeitet Börlind daran, noch nachhaltiger zu werden. Lindner nannte vielzählige Beispiele: Obwohl Börlind seit 2015 klimaneutral produziert, sollen Emissionen in Zukunft nicht nur kompensiert, sondern noch mehr reduziert werden. Regenerative Energien sind bereits in der Planung. Zusätzlich werden Transportwege verkürzt, indem Verpackungsmaterial verwendet wird, das in Deutschland oder Europa hergestellt wurde. Bereits jetzt laufen fast alle firmeninternen Prozesse komplett papierlos ab.

Im Gespräch zwischen Alicia Lindner und Sara Haug wurde schnell deutlich, dass all diese Wandlungsprozesse im Geschäftsbereich nur möglich gemacht werden können, wenn auf politischer Ebene die entsprechenden Entscheidungen getroffen werden. Doch nicht nur auf beruflicher, sondern auch auf privater Ebene haben politische Entscheidungen große Auswirkungen. Für Alicia Lindner zeigte sich dies, als sie für ihre Kinder auf der Suche nach einer Ganztagsbetreuung war. Die gibt es in Calw aber bisher nur auf der östlichen Nagoldseite. Alicia Lindner ist mit diesem Problem nicht allein: Da bei Börlind die Geschlechtergerechtigkeit längst Realität ist und der Frauenanteil in Führungsebenen bei über 50 % liegt, standen auch viele ihrer Mitarbeiter*innen vor dieser Herausforderung. „Ganztagsbetreuung auch für Kleinkinder ist in vielen Ländern normal, hier aber immer noch ein Problem. Dabei sind einige Familien davon abhängig“, betont Alicia Lindner. Sie wünscht sich, dass die Attraktivität der kinderbetreuenden Berufe enorm aufgewertet und endlich besser bezahlt würde. Daraufhin erwiderte Sara Haug, dass die Politik hier in der Pflicht sei, konkrete Verbesserungen zu erarbeiten. „Die Familien stehen meist so schon unter einem riesigen Stress. Diese Suche nach guter Betreuung ist dann noch eine weitere Belastung. Wir möchten die Wirtschaft fördern, also ist es unerlässlich, die Kinderbetreuung spürbar zu verbessern“, fordert Sara Haug.

Alicia Lindner zufolge sei es wichtig, dass Entscheidungen effizient umgesetzt werden – sei es in der Politik oder auf geschäftlicher Ebene. Dass es der Unternehmerin nicht an Entscheidungsfähigkeit, Innovationsgeist und Mut mangelt, bewies sie im vergangenen Jahr. Die Corona-Pandemie habe gezeigt, dass auch in Ausnahmesituationen weiterhin effizient gearbeitet werden kann. Dies sei nur durch die Entscheidung, gewohnte Arbeitsweisen unbürokratisch zu ändern, möglich gewesen. „Börlind ist gut durch die Corona-Krise durchgekommen – auch dank Kurzarbeit. Sie war eine riesengroße Hilfe, und dabei relativ unbürokratisch“, lobt Alicia Lindner. Bei allem Leid und allen Problemen hat das Virus auch etwas Positives. Das Arbeiten von zu Hause war zum Beispiel für Führungskräfte vorher kaum denkbar, ist nun aber gelebte Realität.

Damit Firmen den besonderen Herausforderungen der aktuellen Zeit weiterhin gewachsen bleiben, wünscht sich Alicia Lindner außerdem eine zentrale Anlaufstelle für Unternehmen, die über das gesamte Spektrum an Wirtschaftsförderungsmaßnahmen in Deutschland informiert. Oft wüssten Unternehmen nicht, welche Fördertöpfe überhaupt zur Auswahl stehen. Besonders im Bereich der Digitalisierung wäre es hilfreich gewesen, eine Ansprechstelle zu haben, an die man sein Anliegen richtet und im Anschluss einen konkreten Vorschlag mit passenden Subventionen und Förderungen bekommt. Für zeitgemäßes und erfolgreiches unternehmerisches Handeln seien in diesem Bereich aber auch sonst noch einige Wünsche offen, wie zum Beispiel schnelles und mobiles Internet.

Für Sara Haug war dieser Einblick in verantwortungsvolles unternehmerisches Handeln und der Börlind’sche Wille zur Weiterentwicklung sehr lehrreich. „Herauszuhören, was solche Firmen und Unternehmerinnen wie Alicia Lindner beschäftigt, hilft mir, den eigenen Blick für gesamtgesellschaftliche Prozesse zu schärfen“, sagt Sara Haug.

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