„Mobil(er)leben“ – so lautet das Motto des Pilotprojektes, das alltagstauglichen öffentlichen Verkehr im Landkreis Freudenstadt umsetzen und garantieren soll. Es ist ein Meilenstein in der Verkehrswende und ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz. Was hat es mit diesem Leuchtturmprojekt auf sich?
Die Ausgangslage: Familie Sorglos ist vor Jahren zurück in ihr Heimatdorf in den Landkreis Freudenstadt gezogen, wohl wissend, dass sie dort für ihren Alltag ein Zweitauto benötigen werden. Die Kinder wuchsen im ländlichen Idyll auf und wurden flügge. Somit stellte sich die Frage nach einem weiteren wintertauglichen Transportmittel. Der letzte Bus fuhr an Schultagen um 16:45 Uhr. „Mobil erleben“ war damals noch eine Utopie: wie kommt man von A nach B? Zu welchem Preis? In welcher Zeit? Gleiche Lebensverhaltnisse in der Stadt und auf dem Land? Fehlanzeige!
Die Umsetzung: Die Landesregierung Baden-Württemberg hat 2021 in ihrem Klimaschutzgesetz Ziele für die Verbesserung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) festgeschrieben, wichtige Schwerpunktthemen benannt und konkrete Maßnahmen vorgesehen. Der Kreistag des Landkreises Freudenstadt hat 2022 eine Grundsatzentscheidung zur Mobilitätsgarantie getroffen und wird vom Land Baden-Württemberg hierzu auch finanziell unterstützt. Mittlerweile sind wir Modellregion für den ländlichen Raum und entwickeln zusammen mit den Bus- und Taxiunternehmern den ÖPNV weiter.
Der aktuelle Stand: Das Modellprojekt ist 2022 in den Städten Horb und Freudenstadt mit seinen Teilorten gestartet und von Erfolg gekrönt. Wir wollen die Schienen- und Busverbindungen überall dort mit Ruftaxiangeboten ergänzen, wo es bisher keine oder nur unzumutbare Verbindungen gab. Das ÖPNV-Taxi bedient deswegen Randlagen und Randzeiten und soll werktags von 5 Uhr bis 24 Uhr und am Wochenende von 7 Uhr bis 1 Uhr zum Einsatz kommen. Auch unsere Familie Sorglos hat von diesem Leuchtturmprojekt gehört und nutzt das in den beiden grossen Kreisstadten Horb und Freudenstadt im Herbst 2022 eingeführte Angebot. Die Tochter kommt abends um 19 Uhr problemlos und bequem mit dem Ruftaxi vom Fußballtraining nach Hause zurück. Der Sohn kann sich auch nach 20 Uhr mit Freunden verabreden. Das Drittauto wird nicht benötigt und das Zweitauto steht zum Verkauf. Die ganze Familie strampelt beim Stadtradeln mit und kann auch im ländlichen Landkreis Freudenstadt mobiler leben.
Die Zukunft: Der Landkreis Freudenstadt beschreitet weiter konsequent den Weg der Verkehrswende. So wird im Herbst 2023 das Pilotprojekt auf alle Kommunen im Landkreis ausgeweitet. Jetzt geht es darum, dieses Angebot allen im Kreis bekannt zu machen. es zu nutzen. es weiterzuentwickein und es auf finanziell sichere Beine zu stellen. „Mobil leben“ im Landkreis Freudenstadt heißt, mit einem gut ausgebauten Angebot, verlässlich und zu einem attraktiven Preis öffentliche Transportmittel nutzen zu können. Parallel dazu muss den Zufußgehenden mehr Raum gegeben werden und die Radwegeverbindungen müssen sicher und alltagsstauglich ausgebaut werden.
Elisabeth Gebele, Mitglied des Kreistags (Grüne)
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