Öffentliches Bürgergespräch „Mobilität in Baden-Württemberg und im Raum Freudenstadt“ mit Winfried Hermann MdL, im Denkmal Grandhotel Waldlust in Freudenstadt

Zum öffentlichen Bürgergespräch zum Thema „Mobilität in Baden-Württemberg und im Raum Freudenstadt“ hatte der Grüne Kreisverband Freudenstadt eingeladen:
Am Donnerstag, den 23.01.2025 ab 18:30 Uhr wurde mit dem Verkehrsexperten Winfried Hermann MdL, im Denkmal Grandhotel Waldlust, mit der Direktkandidatin Thuy Nga Trinh, Thomas Hentschel MdL und gut 70 Gästen lebhaft diskutiert.

Bernd Leix vom Vorstand der Waldlust begrüßte die Runde gutgelaunt, bevor Moderator Marc Vogt in den Abend einführte.
Nach einem Impulsvortrag Hermanns, der einen Rundumschlag durchaus unterhaltsamer Art bot, ging es an die Details – hier zeigte er sich mit (fast) jedem Detail vor Ort vertraut und konnte offen und sachlich argumentieren.
Sein Schlussplädoyer war leidenschaftlich und es ist klar: Der Mann war und ist der Richtige für genau seinen Job. Sein Applaus war reichlich und sehr verdient!

Auf Einladung des grünen Kreisverbands kam Verkehrsminister Winfried Hermann ins Freudenstädter Hotel Waldlust und sprach vor vielen begeisterten Gästen zum Thema „Mobilität im Kreis Freudenstadt“. Vom morbiden Charme des alten Hoteldenkmals zeigte sich Hermann überwältigt. Nach der kurzen Begrüßung durch Marc Oliver Vogt überraschte Hermann mit einem Foto seines ersten eigenen Autos- und mit ihm selbst mit langer Mähne. Wer die Auftritte von Hermann schon erlebt hat, der wußte, der Mann hat was zu sagen.

Er ist freundlich, zugewandt, sehr kompetent, kennt sich bestens aus im baden-württembergischen Verkehrsdschungel. Und er nimmt sich Zeit, um geduldig Fragen zu beantworten. Die gab es vor allem zum Thema Gäubahn, aber auch zur Kinzigtalbahn, die seit kurzem in Loßburg und Schenkenzell nur noch ganz vereinzelt hält. Bei der Gäubahn laufe derzeit die gerichtliche Auseinandersetzung, die solle man abwarten. Bei der Kinzigtalbahn stellte Hermann eine Lösung in Aussicht, er will noch ein Gespräch mit dem Loßburger Bürgermeister Christoph Enderle führen.

Marianna Michel berichtet von einem Versuch, mit dem Bus von Freudenstadt nach Betzweiler zu fahren. Der Bus sei so voll gewesen, dass sie nicht mitgenommen werden sollte. Der nächste Bus wäre dann eine Stunde später gefahren, alles eine Folge der Zugausfälle auf der Kinzigtalbahn. Ausführlich beschäftigte Hermann sich mit dem ÖPNV, der in einem ländlichen Kreis wie Freudenstadt innovative Konzepte erfordere.

Ein großer Erfolg für den Kreis sei das ÖPNV-Taxi, da blicken andere Landkreise neidisch drauf. Derzeit würden Konzepte zu „On-Demand-Shuttlebussen“ und autonomen Bussen im Land getestet. „Seit der Bahnreform 1995 haben die Länder den Regionalverkehr übernommen, sie sind zuständig für die Züge“, erklärte Hermann.

Das Schienennetz dagegen liege in der Verantwortung des Bundes. Und das sei heruntergewirtschaftet, zu voll, zu alt und außerdem kaputt. Die Stellwerkstechnologie stamme aus den 70er und 80er Jahren, sei kaum noch erneuerbar, „das sind wir tief im letzten Jahrhundert“, so sein Fazit. Den Finanzbedarf, allein um das Netz zu modernisieren, schätzt Hermann auf 90 bis 100 Milliarden Euro. Dazu kämen weitere 50 Milliarden für die Digitalisierung. Nach seiner Ansicht brauche es ein Sondervermögen, einen Infrastrukturfonds, denn auch Straßen, Brücken und Wasserwege seien marode. „Es gibt viele Herausforderungen, aber auf jedes Problem eine Antwort, technisch und finanziell“, verbreitete Hermann Hoffnung.

„Die Autos sind inzwischen rollende Datenspeicher und Verbrenner eigentlich Geschichte“, sagt Hermann zum Autoverkehr. Ladestationen seien massiv zugebaut worden mit hoher Konzentration auf PKW, die müsse jetzt in Richtung LKW‘s umgelenkt werden. Denn für ein Drittel aller Emissionen seien die LKW zuständig. Im Radverkehr sei Baden-Württemberg jahrzehntelang der Entwicklung hinterhergehinkt, nun seien Landesradnetz, kommunale Radwege und auch Schnellradwege stark ausgebaut worden. Da wird sofort widersprochen, denn in Aach vermisst man einen Radweg nach Glatten, die Förderung sei gestrichen worden.

Die barrierefreien Zugänge zum ÖPNV seien für Menschen mit Beeinträchtigungen ein Problem und oft kaum zu nutzen,  bemängelte Torsten Hopperdietzel aus Seewald. Im Fußverkehr sollen sichere Gehwege und lebenswerte Ortsmitten dazu veranlassen, das Auto auch mal stehen zu lassen. Ein Dorn im Auge des Ministers: die Prinzessinnen- und Prinzentaxis der Eltern, die direkt vor dem Eingang zur Schule halten und damit häufig andere Kinder gefährden.

Das Programm „Movers“ soll da für eine Verbesserung sorgen. Gemeinderat Albrecht Ortmann kann das bestätigen, am Keplergymnasium gebe es mehr Elterntaxis als Fußwege oder Fahrräder, die Eltern würden mangelnde Sicherheit als Grund nennen. Da kann man nach Ansicht von Hermann viel dagegen machen, in seiner Schule in Rottenburg sei eine Straße zum Schulhof gemacht worden. „Machen Sie eine Info-Veranstaltung an Ihrer Schule, holen Sie die Stadt mit ins Boot und auch die Polizei, die soll kontrollieren“, riet Hermann.

Die Stadtmitten sollen wieder zu Zentren der Begegnung mit hoher Aufenthaltsqualität werden, wünscht sich Winfried Hermann. Auch dafür würden Fördermittel bereit gestellt. „Sie wollen von allem noch etwas mehr und besser“ stellte Hermann amüsiert fest- und erinnerte daran, dass auf dem Land ein engmaschiges Verkehrsnetz unbezahlbar sei. Auch die Bundestagskandidatin Thuy Nga Trinh und der Landtagsabgeordnete Thomas Hentschel standen noch für persönliche Gespräche bereit. 

Hier unsere Eindrücke des Abends:

Und hier das Presseecho:

https://www.swp.de/lokales/horb/freudenstadt-winfried-hermann-und-die-maerchen-der-neuen-mobilitaet-77808985.html

https://www.schwarzwaelder-bote.de/inhalt.verkehrsminister-in-freudenstadt-winfried-hermann-verspricht-loesung-fuer-kinzigtalbahn.a6f7b95d-f7d9-415f-8e37-750286e6ee95.html

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