Alleinerziehende und junge Familien in Not, Altersarmut, Pflegenotstand, Obdachlosigkeit …
Um zu klären, was der Kreis tun kann, lud der Landrat kürzlich den bundesweit anerkannten Fachmann auf diesem Gebiet, Professor Dr. Ronald Lutz, zu einer Kreistagsklausur ein. Leider nahmen daran weniger als die Hälfte der Kreisräte teil. Lutz sprach über „erschöpfte Familien“ und zeigte mögliche Handlungswege für den Kreis auf. Prävention ist ein Weg, denn Investitionen jetzt helfen, zukünftige Sozialkosten zu vermeiden. Ein anderer Weg ist, Hilfen sinnvoll zu koordinieren und zu vernetzen. Ist die hervorragende Arbeit der Ehrenamtliche und Vereine im Kreis wirklich genug? Dürfen wir uns mit der engagierten Arbeit der Mitarbeiter des Sozialamtes zufrieden geben?
Wir Grünen sind nicht dieser Meinung, da gerade das Ehrenamt Unterstützung in Form von hauptamtlich Arbeitenden braucht. Die Grünen im Kreis beantragten deshalb
- die Einrichtung einer Stelle für einen Kreisjugendpflegers, der unter anderem Impulse geben und die vielfältigen Aktionen der Vereine im Kreis koordinieren könnte. (Bayern hat in 96 Landkreisen und kreisfreien Städten übrigens 150 solche Stellen)
- die Einrichtung einer ganze Stelle für die Beauftragte für Chancengleichheit, um das überzeugende Beispiel der Stadt Pforzheim zu übernehmen. Dort ist die Chancengleichheitsbeauftragte beispielsweise auch in Schulen unterwegs, um gleiche Bildungs- und Berufschancen für Mädchen zu fördern.
(Der Kreis Freudenstadt hat nur die von der Landesregierung bezahlte Hälfte der Stelle eingerichtet und dies auch erst, seit die Grüne Landesregierung dies vorschreibt)
- die Schaffung einer Stelle für eine „Bildungsregion“, die vom Land ebenfalls zu 50% bezuschusst würde. Sie wurde von vielen Kreisen erfolgreich eingerichtet und koordiniert in enger Zusammenarbeit mit Firmen Bildungsaktivitäten. So hat der Ortenaukreis über diese Stelle unter anderem einen online „Bildungsatlas“ erstellt, der allen Jugendlichen detailliert Auskunft gibt, welche Ausbildungsmöglichkeiten es im Kreis gibt.
Die Grünen sind der Meinung, dass alle diese Maßnahmen helfen, in Zukunft Sozialkosten zu vermeiden und deshalb auf Dauer keine wirkliche Haushaltsbelastungen darstellen. Leider lehnten insbesondere die Fraktionen der „Freien Wähler“ und der CDU (diese entgegen dem Ansinnen ihrer eigenen Landesregierung!) die Anträge nahezu geschlossen ab, obwohl die Kreisverwaltung im Jahr 2018 über Mehreinnahmen von 6,5 Millionen verfügt. Als Zugabe wurde im Rahmen der Haushaltsberatungen auch noch der Antrag der „Erlacher Höhe“ auf Einstellung eines Sozialarbeiters zur Betreuung der stark gestiegenen Zahl von von Obdachlosen abgelehnt. Unserer Meinung nach ist dieser Stillstand ein empörender Rückschritt.
Wolf Hoffmann
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