Das Thema Windkraft nimmt Fahrt auf im Landkreis Freudenstadt. In vielen kommunalen Gremien werden derzeit die Pläne des Regionalverbands Nordschwarzwald zum Ausbau der Windkraft diskutiert. Und so traf sich – auf Einladung des Grünen Kreisverbands und der BA/Grüne Freudenstadt – eine etwa 40-köpfige Besuchergruppe mit zwei Hunden auf dem Kupferberg, um die Windkraftanlagen dort zu besichtigen und sich so vor Ort ein eigenes Bild zu machen. Der Kupferberg ist der Hausberg Bad Rippoldsau-Schapbachs, dort stehen insgesamt fünf Windräder, die ein privater Investor im Laufe der letzten zwanzig Jahre errichtet hat.
Bürgermeister Bernhard Waidele hatte sich extra diesen Sonntagnachmittag Zeit genommen, um über viele interessante Details zu „seinen Windrädern“ und deren Einfluss auf seine Gemeinde zu berichten. Die Daten und Fakten zu den Anlagen sind unten im Infokasten zu finden. Förster Lutz Weinbrecht führte die Gruppe durch den Wald und vermittelte wertvolle Eindrücke zu den verschiedenen Themen wie Flächenverbrauch, Artenvielfalt oder den Auswirkungen des Klimawandels auf unsere Wälder. Sein Fazit: „Es ist sicher umstritten, in naturnahen Mischwäldern Windkraftanlagen zu errichten. Aber wir brauchen den Zuwachs an regenerativen Energien dringend, vor allem aus der Windkraft. Denn sonst laufen wir Gefahr, dass unsere Wälder sich in den nächsten Jahren durch den Klimawandel deutlich verändern. Wir müssen klimaresistente Baumarten auf unseren Schwarzwaldhöhen pflanzen. Samenbäume sind die Grundlage der Mischwälder von morgen. Noch stehen unsere Wälder im nationalen Vergleich gut da, aber das kann sich schnell ändern“.
Wichtig für Lutz Weinbrecht: „Gemeinden profitieren deutlich von Windkraftanlagen auf gemeindeeigenen Flächen. Die Pachtzahlungen stehen für wichtige kommunale Projekte – und damit für alle Bürgerinnen und Bürger zur Verfügung.“
Auch Landtagskandidat Dr. Daniel Belling begleitete die Gruppe und war ein sehr gefragter Gesprächspartner. Er betonte zum Auftakt der Wanderung den zentralen Stellenwert der Windkraft für das Gelingen der Energiewende: „Allein in Baden-Württemberg stehen heute bereits rund 830 Windräder, weitere 1.200 sind aktuell in Planung. Entscheidend ist aber der Takt: Die Landesregierung hat die Genehmigungsverfahren, die früher bis zu sieben Jahre dauerten, auf teils unter ein halbes Jahr verkürzt. So kommen Projekte jetzt sichtbar schneller in Umsetzung.“
Den Anstieg durch den Wald nutzte Lutz Weinbrecht immer wieder für kurze Verschnauf-Pausen, in denen er auch viel Aktuelles berichtete. „Es ist inzwischen unstrittig, dass die erhöhte CO2-Konzentration von den Menschen verursacht und gemacht wird. Gerade wurde gemeldet, dass Korallenriffe bereits gekippt sind, dieser Prozess ist irreversibel. Auch die Gletscher in der Schweiz haben seit 2005 schon ein Drittel ihres Volumens verloren“, so Weinbrecht. Ziel sei, bis 2030 circa 80% regenerative Energien zu produzieren, aktuell seien es 59%.
Zum Bau werde etwa 1 Hektar Fläche benötigt, im Dauerbetrieb seien es dann 0,5 Hektar. Zwischen den einzelnen Anlagen liege der Abstand bei einigen hundert Metern. Bei den alten Windrädern wurde keine Aufforstung betrieben, dort haben bereits viele Birken das Gelände erobert. Ein Vogelexperte des NABU, ebenfalls Teilnehmer des Waldspaziergangs, bestätigte, das er nur wenige tote Vögel gefunden habe. Die Windräder seien also keine „Schredderanlagen“. Bernhard Waidele hat beobachtet, dass die Vögel lernfähig seien. „Sie fliegen ganz bewußt etliche Meter unterhalb der Nabenhöhe“.
Sorgen macht er sich aktuell um die drei alten Windkraftanlagen. Deren Lebensdauer seit der Genehmigung beträgt 20 Jahre, die nun auslaufen. Durch die aktuelle Planung des Regionalverbands sei ein Weiterbetrieb oder ein Repowering gefährdet. Zudem habe der aktuelle Flächennutzungsplan der Gemeinde wegen einer Klage seine Rechtswirksamkeit verloren. „Damit würde die gesamte Wertschöpfung durch den Betrieb, die Wartung und die Beteiligung der Gemeinde entfallen. Zudem würden wir einen wichtigen regionalen Erzeuger erneuerbarer Energien und unseren zentralen Beitrag zur Energiewende verlieren.“ Daniel Belling versprach, dieses zentrale Problem älterer Windräder auch auf Landesebene einzubringen.
Windpark auf dem Kupferberg mit insgesamt 5 Windkraftanlagen:
- 3 aus dem Jahr 2006, Nabenhöhe 105 Meter, Rotorblätter 90 Meter Durchmesser, Gesamtleistung 10 Millionen Kilowattstunden pro Jahr
- 1 aus dem Jahr 2015, Nabenhöhe 138 Meter, Rotorblätter 92 Meter Durchmesser, Leistung 5 Millionen Kilowattstunden pro Jahr
- 1 aus dem Jahr 2024, Nabenhöhe 160 Meter, Rotorblätter 138 Meter Durchmesser, Leistung 8,5 Millionen Kilowattstunden pro Jahr
Damit können 7000 Haushalte mit Strom versorgt werden – die jährliche Einsparung an CO2 beträgt 14.000 Tonnen.
Zur grundsätzlichen Emissionsbilanz von Energieträgern sei hier auf folgende Quelle des Umweltbundesamtes verwiesen, grafisch aufbereitet von Quarks&Co:
https://www.quarks.de/technik/energie/kritik-an-windkraft-behauptungen-im-check














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