Klimaneutrale Kommune sein, das wollen alle, etwas dafür tun, das fällt einigen schwer. Nach zwei Wahlperioden mit Ministerpräsident Kretschmann sollte eigentlich klar sein, dass für die Grünen Umbrüche nur dann fortschrittlich sind, wenn sie Erreichtes erhalten. Umso verwunderlicher das reflexartige Aufbegehren der „Freien“ im Gemeinderat beim Thema Fotovoltaik. Waiblingen, sicher kein Hort von „Freiheitsräubern“, macht es vor. Auf geeigneten Dachflächen in Neubaugebieten sind mindestens 50% der Fläche mit Fotovoltaik oder Wärmekollektoren zu versehen, wenn die Stadt das Grundstück vergibt. Dazu war nicht einmal ein Stadtratsbeschluss nötig, man bezieht sich auf den Stadtentwicklungsplan und das Ziel, klimaneutrale Kommune zu werden. Die Zeitung des Gemeindetages nennt dieses Vorgehen “clever“, in 20 Neubaugebieten seien 550 Solaranlagen entstanden. Im Horber Gemeinderat sorgte schon der Auftrag der OGL, ein solches Vorgehen „zu prüfen“, für ein laut postuliertes „mit uns nicht“ der „Freien“, übrigens in trauter Eintracht mit denen von rechts außen im Gemeinderat.
Wie Franz Alt in Horb sagte: „die Sonne scheint umsonst!“ Es ist alles noch harmloser, als es sich viele vorstellen – es gibt nämlich einen regelrechten Wettbewerb um solarfähige Dächer:
Händeringend sucht die Ökumenische Energiegenossenschaft (ÖEG) Horb nach Dächern, die sie mieten kann, um Solaranlagen zu installieren. Das Geld wäre da, kein Hausbesitzer müsste in Vorleistung gehen, er würde nur verdienen.
Gleichzeitig möchte die Stadt selbst an Solaranlagen verdienen und bietet ebenfalls an, gegen Miete an den Dachbesitzer, solche zu installieren. Auf meine Nachfrage, wie er die Zusammenarbeit der Stadt mit der ÖEG gestalten wolle, sagte OB Rosenberger: „wir machen das gemeinsam“. Ich bin gespannt, wie das aussehen wird und befürchte, dass ein „Freier“ in der Horber Stadtspitze dabei ein Wort mitreden will. Es liegt nahe, dass bei einer solchen Zusammenarbeit eine Win-Win-Situation entstehen könnte, von der beide Seiten profitieren. Schließlich hat die ÖEG für Planung und Wartung von Anlagen ehrenamtliches Personal, das die Stadt erst teuer einstellen müsste.
Dass Firmen bei Neuansiedlungen auf städtischem Grund Fotovoltaik oder Solarwärmenutzung vorgeschrieben werden sollte, muss angesichts des Klimawandels mehr als selbstverständlich sein. Auch hier könnte die ÖEG, falls notwendig, mit Wissen und Kapital helfen. Trotz rechtlicher Unsicherheiten ist Waiblingen ohne Probleme seit 2006 erfolgreich vorangegangen und Tübingen ist medienwirksam gefolgt.
Wann wacht Horb auf?
Wolf Hoffmann
für die OGL
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