„Ohne Bauwende sind die Klimaziele nicht zu erreichen“

EU-Abgeordneter Michael Bloss trifft auf Besenfelder HolzBauWerk

Fast 200 Meter lang und 70 Meter breit, riesig ist die Werkshalle der HolzBauWerk Schwarzwald GmbH in Besenfeld. Gesellschafter sind 3 große Schwarzwälder Sägewerke: Kübler aus Haiterbach, Streit aus Hausach und Echtle aus Nordrach, die ihre unterschiedlichen Traditionen, Kenntnisse und Erfahrungen bündeln und auf die Zukunft ausrichten.

Diese Hightech-Produktionsanlage für Brettsperrholz war Ziel des Europaabgeordeten Micha Bloss und einer Gruppe des grünen Kreisverbandes und der grünen Jugend Freudenstadt. Einer der Geschäftsführer, Jörg Kübler, führte mit großem Sachverstand und stellte mit viel Herzblut seine Liebe zu Holz und zum nachhaltigen Bauen dar. Für Kübler ist Brettsperrholz der Baustoff der Zukunft: Gerade wurde in Pforzheim das Wohnbauprojekt „Carl“ in Holz-Hybridbauweise mit 17 Stockwerken erstellt, in Hamburg Deutschlands höchstes Holzhaus mit 19 Stockwerken und 65 Meter Höhe. Holzhochhäuser sind in Deutschland noch Zukunftsprojekte, gegenwärtig produziert das HolzBauWerk hauptsächlich für Bauprojekte wie Schulen, Kindergärten, Rathäuser, Stadtwerke, mehrstöckige Wohnanlagen.

Verwendet werden nur einheimische Hölzer, vornehmlich Weißtanne und Fichte aus der Region. Schwarzwaldholz ist hochwertig. Die enge Jahresringstruktur bedeutet eine gute Festigkeit. „Bauen mit Holz ist aktiver Klimaschutz“, so Kübler, Holz zu verwenden ist nachhaltig, weil es nachwächst, CO2 wird nicht nur eingespart, sondern auch gespeichert, und Holzhäuser haben ein besonderes heimeliges Raumklima.

Damit traf er natürlich genau die Anliegen der grünen Besuchergruppe, die auch in diese Richtung denken. Auf genaueres Nachfragen wurde bestätigt, dass die heimische Waldwirtschaft auf Naturnähe und Nachhaltigkeit ausgerichtet ist und auch einen steigenden Holzbedarf bedienen kann, wobei dann die Exporte reduziert werden müssten. Und die Verarbeitung in der Region verkürzt Transportwege und spart damit auch CO2.

Seit der Eröffnung 2023 werden 40.000 Kubikmeter Brettsperrholz im Jahr produziert, Elemente für Böden, Wände oder für Dächer, passgenau an der riesigen Anlage vorgefertigt: die Maschinen verzahnen, schichten, verleimen, hobeln, schneiden, fräsen. Verklebt wird mit Polyurethan, welches nach dem Austrocknen keine Gase mehr abgibt. Die ca. 10 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Produktion haben hauptsächlich Überwachungs- und Kontrollaufgaben, aber bis jetzt wird noch manuell ausgebessert. Die Arbeitsplätze sind sauber und in einer 20 Grad warmen Halle. Geheizt wird mit Holzreststoffen. Kübler plädiert dafür, dass Holz nie als Erstprodukt verbrannt werden sollte, sondern immer nur Abfälle bzw. Holzmaterial, das für sonst nichts verwendet werden kann. Geplant sind auch PV-Elemente aufs Dach.

Die anderen Mitarbeitenden arbeiten im mitten in der Halle liegenden Büro u.a. mit 3D-CAD und Maschinensteuerungsprogrammen, im Service oder in der kaufmännischen Verwaltung, alles hochqualifizierte Arbeitsplätze.

Im nachfolgenden Gespräch ging es um die Holzbauoffensive der baden-württembergischen Landesregierung, die Erfolge zeigt, aber jetzt auch festgeschrieben werden sollte bzw. deutschlandweit gelten sollte. Gesetzliche Standards müssen angepasst werden, um höher bauen zu können, Architekten sollen als Mitstreiter gewonnen werden, Gemeinderäte vom Bauen mit Holz überzeugt werden. Dafür braucht es Unterstützung in der Politik, so Kübler. Auch im Bildungsbereich fordert er ein Umdenken: es gilt, die duale Ausbildung zu fördern und ihr mit Wertschätzung zu begegnen. Außerdem braucht es Lehrstühle für Holzbau an den Universitäten. Die Grünen hier schlossen sich an: „Die Herausforderungen durch die Klimakrise brauchen gutes handwerkliches und technisches Knowhow“, bestätigte Micha Bloss.

Ein weiteres Thema waren die bürokratischen Hürden, die sowohl nach deutschem Recht als auch auf europäischer Ebene für viel Arbeitsaufwand und Zeitverzögerung sorgen. Für Kübler (und allgemein für die Holzwirtschaft) ist die EU-Verordnung gegen Entwaldung (EUDR) praxisuntauglich: Was sinnvoll im Warenimport sein mag, nämlich den Kahlschlag in Wäldern zu verhindern, lässt sich hier kaum umsetzen. Unsere kleinteiligen Strukturen mit Waldbesitzern und kleinen Sägewerken, die sollen bei jedem Brett nachweisen, von welchem Baum sie stammen, das sei unsäglicher bürokratischer Aufwand, vor allem, da Bretter nach Qualität sortiert werden. Stattdessen ließe sich das einfach über die Zertifizierung regeln. Der Wald in Baden-Württemberg wird bereits per Gesetz gut geschützt. Walderhalt und Nachhaltigkeit sind hier Standard. Kahlschläge sind hier kein Thema. Micha Bloss versprach, sich im EU-Parlament für eine Anpassung dieser Verordnung einzusetzen.

Gruppenbild: 2.+3. von links: die Kreisvorstände Esther Kiessling und Frank Ritthaler, 7.+8. Jörg Kübler und Micha Bloss

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