Pfalzgrafenweiler: „5 zu 0“, riefen sich die zwei Vorstände Siegfried Neub und Martin Bernhardt und Aufsichtsratsvorsitzender Reinhold Möhrle zu und ernteten fragende Blicke der kleinen Gruppe um Sara Haug, Bundestagskandidatin der Grünen, die zu Besuch bei der Weiler Wärme waren. „Gestern war zum fünften Mal Stromausfall für alle in Pfalzgrafenweiler, die nicht von der Weiler Wärme ihren Strom beziehen. Wir sorgen für sicheren, sauberen Strom“.
Bioenergiedorf darf sich Pfalzgrafenweiler nennen, den European Energy Award haben sie erhalten, stolz sein kann Pfalzgrafenweiler auf seine Bürgergenossenschaft und deren unerschrockene Akteure, die immer wieder ausloten, was machbar und umsetzbar ist. Sie denken Wärme, Strom und E-Mobilität zusammen. Pfalzgrafenweiler spart so 6600 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr ein und erreicht heute schon die Ziele der Pariser Klimakonferenz.
37 km lang ist das Wärmenetz in der Zwischenzeit, von Durrweiler bis Bösingen, von Kälberbronn bis Herzogsweiler. Fast 1000 Mitglieder sind beteiligt, über 660 Haushalte sind angeschlossen und erhalten Wärme und Strom aus Holzheizkraftwerken und Photovoltaik. „Unsere Schwaben gucken aufs Geld. Wir dürfen nicht teurer als andere Anbieter sein“, so Martin Bernhardt, Finanzvorstand der Weiler Wärme. Siegfried Neub erzählt anschaulich von den vielen kleinen und großen Hürden, die in der 13-jährigen Geschichte der WeilerWärme zu bewältigen waren und zu WeilerStrom und WeilerMobil führten. Die Auseinandersetzung mit Netze BW zehrte viele Kräfte auf, endlich war nach EU-Recht klar, dass in einem räumlich zusammenhängenden Gebiet eine Stromanlage gebaut werden darf und Firmen und Privatleute an Eigenstrom angeschlossen werden dürfen. Und auch das Förderprogramm für E-Ladesäulen war äußerst umständlich. Inzwischen sind 20 ganz unterschiedliche E-Fahrzeuge und mehrere Ladesäulen verfügbar.
Sara Haug zeigte sich begeistert: „Unternehmen wie die Weiler Wärme zeigen, wie es in Zukunft gehen muss: alle drei Bereiche Wärme, Strom und Verkehr werden zusammen gedacht. Wärme und Strom müssen in Zukunft überall dezentral erzeugt werden. So kann Energiewende gelingen!“ Die Vertreter der WeilerWärme mahnten von der Politik mehr Unterstützung regionaler Initiativen an und Förderung der Holzgastechnik, die noch zu teuer in der Umsetzung ist.
Beim anschließenden Besuch des neuen Heizhäuschens, das Durrweiler versorgt, staunte die Besuchsgruppe über die saubere Verbrennung der vorgetrockneten Holzschnitzel und der wertvollen Asche, die als Düngemittel zertifiziert wird. Auch hier war man sich einig: „Verwerten vor Entsorgen“ muss als Richtschnur in der Politik gelten. Kreislaufwirtschaft und regionale Wertschöpfung müssen Vorrang haben.
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