Der Kreistag hat am vergangenen Montag beschlossen, die Erarbeitung einer Konzeption für ein Frauenhaus im Kreis Freudenstadt zu befürworten. Das ist gut so. DRK, Diakonie und die Erlacher Höhe haben die Bereitschaft signalisiert, sich einzubringen.
1999 (!) stand im Kreistagswahlprospekt der Grünen, dass die Errichtung eines Frauenhauses im Kreis notwendig ist. Seitdem wurden entsprechende Anträge der Grünen stets abgelehnt. Ein erneuter Antrag der Frauenliste mit Unterstützung der Grünen brachte jetzt ein anderes Ergebnis.
Im Kreistag wurde in der Vergangenheit erklärt, dass betroffene Frauen in den Nachbarkreisen Zuflucht finden. ZDF-Zoom sendete vor kurzem einen Fernsehbericht zu Frauenhäusern. Die Autorinnen, Vanessa Schlesier und Carina Ebert, bewerten die mögliche Aufnahme in Frauenhäusern deutlich anders. Nach deren Aussagen mussten 2017 wegen Platzmangels mehr Frauen, die Schutz suchten, abgewiesen werden als aufgenommen werden konnten.
Eine von drei Frauen erlebt statistisch gesehen Gewalt in der Ehe. Hundertvierzehntausend Gewalttaten wurden 2017 in Deutschland offiziell ermittelt. Dabei zeigt nur etwa jede 4. Frau eine Gewalttat an. Es gibt eine hohe Dunkelziffer. Sylvia Haller, Sprecherin autonomer Frauenhäuser, beklagt in diesem Bericht das Fehlen von fünfzehntausend Betten deutschlandweit. Polizeisprecherin Monika Holtkamp spricht allein in Niedersachsen von 41 Tötungsversuchen an Frauen und 17 Tötungsdelikten. In Deutschland starben 2017 laut ZDF 141 Frauen durch ihren Partner oder Expartner. Frauenhäuser sollten daher eigentlich nur zu 75% belegt werden, um Notfälle aufnehmen zu können. Verständlich, dass Eva Risse, eine Frauenhausleiterin, in diesem Bericht sagt, man müsse immer davon ausgehen, dass es bei Aufnahmeanfragen um Leben oder Tod geht. In einem Fall habe sie eindeutige Gründe zu der Annahme, dass eine Frau, die sie abweisen musste, später ermordet wurde. Risse prangerte deshalb die unzureichende Förderung durch die Kommunalpolitik als „unterlassene Hilfeleistung“ an.
Frau Altendorf-Jehle nannte dankenswerter Weise in der Kreistagssitzung Zahlen, die belegten, dass auch Frauenhäuser in den Nachbarkreisen viel zu häufig platzsuchende Frauen abweisen mussten.
Frauen in Not Sicherheit und Hilfe anbieten zu können, ist und bleibt daher eine unverzichtbare Notwendigkeit. Gut, dass jetzt endlich eine breite Mehrheit des Kreistages auch bei uns grundsätzlich ein Frauenhaus befürwortet. Die Grünen hoffen nur, dass dies auch nach dem Bekanntwerden der dafür notwendigen Finanzmittel so bleibt.
Wolf Hoffmann
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